biographie

Thomas Heller Portrait

"Male das, was Du wirklich siehst."
(frei nach Oskar Kokoschka)

Was treibt Sie innerlich an, zu malen?

Ein Interview mit Thomas Heller

  1. Was treibt Sie innerlich an, zu malen, Thomas Heller?

    Mein “Alter Ego“ verschafft sich mittels des Malens Ausdruck. Mein Inneres wird nach außen projiziert und so sichtbar gemacht. Es ist ein Dialog mit mir selbst. Malen ist meine Art, zu kommunizieren.
  2. Sie haben sehr gegensätzliche Stile und Stilelemente in Ihrem Werk: Vom Akt über Abstrakt, von Surrealistisch, nicht Fassbarem über das Symbolische bis zum Konkreten. Was ist das verbindende Element in Ihren Augen?

    Der “rote Faden“ in all diesen Varianten ist das Zeichnen: Das zeichnerisch-suchende Herangehen - egal ob mit dem breiten Pinsel oder mit einem Spachtel. Unabhängig vom inhaltlich Dargestellten oder vom Stil entspricht der erste Strich immer der ersten Sichtweise, dem Erst-Gefühlten. Beim zweiten “Blick“ sehe oder empfinde ich die Dinge vielleicht anders -und dementsprechend ist der zweite Strich eine Weiterentwicklung des ersten. Und so weiter. Es kommt dann auch ein wie mit dem Auge denken hinzu. Dieses sich suchend-lebendig daraus „Ergebende“ oder Entstehende wird dann sichtbar und schwingt in verschiedenen Ebenen mit. Deshalb gibt es dabei auch keine “Fehler“, sondern korrigierte Sichtweisen, die ein Teil vom Entstehungsprozess sind. Radieren (im Sinne von Rückgängigmachen) ist natürlich Tabu wie im richtigen Leben, oder wie es Kokoschka auf den Punkt brachte: „Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeit des Radiergummis.“
  3. Wie sehen Sie Ihre künstlerische Entwicklung – was hat Sie dabei maßgeblich geprägt?

    Meine künstlerische Sprache artikuliert sich und entwickelt sich kontinuierlich weiter. Hierbei spielen Kontraste und Pole eine wichtige Rolle. Mein Name Thomas aus dem Aramäischen abgeleitet bedeutet “Zwilling“ - und so schlagen auch “ zwei Herzen“ in meiner Brust: ein rationales und ein emotionales. Diese Elemente sind der Grund-Motor: wenn sie sich entsprechend stark reiben, kommt dieser unaufhaltsame Drang des Sichtbarmachens mittels des Malens hervor, der sich erst legt, wenn ich in dem Dialog mit mir selbst etwas Neues verstanden und gelernt habe. Hierbei beschäftige ich mich auch mit Symbolen, Metaphern und Worten. Bei der Suche in der künstlerischen Umsetzung finde ich übrigens den Satz von Kokoschka aus seiner ’Schule des Sehens’ prägend, der sinngemäß riet: “Male das, was du wirklich siehst“.
  4. Was bedeutet Ihnen Farbe – der Umgang mit Farbe?

    Die durch Hell-Dunkel Kontraste erzeugte Grundspannung wird manchmal durch die Zugabe von Farbe vervollständigt. Insgesamt lösen beide zusammen Vibrationen aus, die ich übrigens beim Malen körperlich empfinde.
  5. Welche Maler betrachten Sie als Ihre Vorbilder?

    Meine wichtigsten Vorbilder, vor allem vom Stil und der Wucht des Ausdrucks her, sind Goya, Giacometti und Kokoschka.
  6. Gibt es eine Beziehung zwischen Worten, Symbolen und Ihrem künstlerischen Schaffen?

    Der Weg geht von der “intuitiven“ Malerei zum Wort und zum Symbol. Der Titel für ein Bild und zusätzliche Gedanken oder Aphorismen vervollständigen eine mögliche Interpretation: Ein Kreis schließt sich.
  7. Können Sie den Entstehungsprozess eines Bildes beschreiben?

    Bei einem Leinwandbild gibt es keine Standard-Reihenfolge. Am Anfang steht eine Zeichnung direkt auf der Leinwand bzw. zunächst auf einem Zeichenblock mit darauffolgender Übertragung. Eine Zeichnung – als der erste kreative, sichtbare Akt - beginnt stets mit dem Sehen – und zwar auf möglichst vielen Bewusstseinsebenen.